Ort: kein Ort angegeben
Eigentlich, aber auch nur eigentlich, fliegt eine bekannte deutsche Chartergesellschaft im Direktflug an die „Reiche Küste“, stattdessen wollte man uns offenbar etwas Besonderes gönnen, und zwar sollten wir vorab die immergrünen Azoren aus dem Panorama-Flugzeugfenster bewundern, als ein Tankstopp dort eingelegt wurde.
Damit aber nicht genug: als weiterer Stopp lag uns Puerto Rico, der „Reiche Hafen“ nicht nur zu Füßen, sondern wir durften den karibischen Inselbundesstaat der USA auch betreten, wozu das aufwändige kostenpflichtige Ein- und Ausreiseprozedere vorher und schließlich an Ort und Stelle notwendig ist, denn im gelobten Nordamerika kennt man keine Transitzonen auf den Flughäfen. Aber vor dem Umsteigeflug hätte man es schon allein zeitlich gar nicht geschafft den Airport zu verlassen und so war der Zwangszwischenstopp mit Schnuppern der us-amerikanischen Luft und dem Bestaunen der XXL-Figuren noch nicht einmal gratis.
Dann ging es endlich nach Panama, dessen vermeintliche Schönheit uns aus Kindertagen als Buchtitel bekannt war und die sich uns nachts per Lichtermeer präsentierte. Der Weg nach San José war zum Glück nicht mehr weit und das empfehlenswerte Flughafenhotel Holiday Inn Express (keine Lärmbelästigung) schnell per kostenlosem Shuttle erreicht. Wer genug Zeit hat, kann sogar den Pool im Garten nutzen. Die Zimmer sind sehr geräumig, das Frühstück wird jedoch amerikanisch fastffoodmäßig serviert, allerdings mit frischen exotischen Früchten angereichert. Die costaricanische Hauptstadt selber ist keine Sightseeingtour wert, was auch in anderen Berichten nachzulesen ist; die wenigen bedeutsameren Gebäude strahlen allenfalls einen gewissen maroden Charme aus. Da es des Öfteren regnet, steigert sich die Trostlosigkeit. War man noch nie in einem Goldmuseum, so könnte das dortige eventuell lohnenswert sein, aber mit dem in Bogota kann es keineswegs mithalten.
Also ab in die Berge! Arenal/La Fortuna sind die üblichen touristischen Ziele und die vielen landesweiten Naturparks, die man auf alpengleichen und serpentinenreichen Straßen erreicht. Natürlich hängt man nicht selten hinter den dicken Trucks, die sich die Straßen hochächzen. Auch hier muss mit Regen und Nebel gerechnet werden und die Berge, insbesondere der Vulcan Arenal, sollen sich meistens hinter Wolken verstecken. Dafür punkten die Hotels mit ihren wunderschönen tropisch üppigen Gartenanlagen.
Leider war uns das Glück nicht hold bezüglich trockener klarer Tage, also ging es gleich am nächsten Tag weiter entlang des Arenalsees. Selbst wenn dieser ebenfalls nur durch verhüllende Regenschleier wahrnehmbar ist, so ist sogar dieser Anblick einige Fotos wert. Achtet man auf die Werbeschilder am Straßenrand, dann hat man das Gefühl, dass jedes kleine Café nur Biokost anbietet. Auch gibt es ein Dorf komplett im Schweizer Stil errichtet und die Gebirgskulisse dazu stimmt; irgendwo müssen gleich Heidi, der Geißenpeter und der Almöhi auftauchen.
Gehen die Berge in flacheres Land über, wenn man Richtung Halbinsel Nicoya am gleichnamigen Golf fährt, hat es sich genug ausgeregnet und die Sonne taucht die Landschaft in vorteilhaftes Licht.
Unsere Reise führte auf die Halbinsel, und zwar an einen Ort gegenüber von Puntarenas, genauer gesagt in die Nähe von Paquera. Für unseren Mietwagen waren die Schotterstraßen, die abseits der Hauptrouten in Costa Rica nichts Ungewöhnliches sind, eine kleine Herausforderung und die 40 km kamen uns wie gefühlte 400 vor. Nachdem wir diese bewältigt hatten, thronte vor uns mitten im dschungelähnlichen Wald auf einer Anhöhe unser Hotel: Vista las Islas – eine wahre Belohnung für die strapaziöse Anreise. Das kleine Hotel wird von seinem Schweizer Besitzer selber geführt und bietet neben hübschen Zimmern in einigen Einzelhäusern mit einer umwerfenden Aussicht auf die von bewaldeten Bergen umrahmte Organos-Strand-Bucht mit den vielen Inselchen. Auf der Sonnenterrasse passt sich ein schöner Naturformpool in die Hanglage ein mit ebensolchem Panoramablick, den man auch von den Liegen und vom offenen Restaurant aus genießen kann. Serviert werden Speisen aus einer Mischung Schweizer Vollwertkost und traditionellen costaricanischen Gerichten.
Morgens wird man vom Geschrei der Brüllaffen geweckt, das durch die dann noch Nebel verhangenen Berge ertönt, kann dann tagsüber bei Vogelgezwitscher die Seele baumeln lassen und wird abends nach einem fantastischen Sonnenuntergang und das darauf folgende Sternenzelt am Firmament an die baldige Schlafenszeit erinnert. Aus diesem Urlaub kommt man garantiert relaxed zurück. Interessante Unternehmungen werden nebenbei geboten: Schnorchel-, Tauch- und Surftouren am Meer und an den Stränden der umliegenden kleinen Inselwelt sowie ein sehr lohnenswerter Besuch im Nationalpark Curú, eine Mini-Manuel-Antonio-Ausgabe.
Zu den üblichen Urwaldgeräuschen gesellt sich das Plätschern der kleinen Bäche und Mangrovenflächen, wo sich unaufhaltsam Krebse im Sand vor den neugierigen Touristenaugen verstecken möchten. Ansonsten sind bis auf Rehe und Affen leider nur wenige Tiere direkt wahrnehmbar. Da die Reise zügiger weitergehen sollte, startete sie zum nächsten Ziel mittels Fähre nach Puntarenas über den Golf statt per unendlich lang erscheinendem Landweg um die langgezogene Bucht herum. Eine Seefahrt ist ja bekanntlich auch ganz lustig und wenn sie schon keine Jokes parat hat, so doch grandiose Fotomotive.
Diese gibt es ebenfalls auf der weiteren Strecke in den Süden, denn spätestens bei Jaco kann man von einer Brücke herab viele träge Krokodile beobachten. Da diese netten Tiere sich hier auf der Sandbank offenbar immer in der Sonne räkeln und zwischendurch im Flusswasser abkühlen, hat sich schon ein reges Geschäftsleben rechts und links der Brücke etabliert mit Parkplatzwächter, Speisen und Getränken, Souvenirs usw. Aber nebenbei ist Jaco an sich ein bekannter Badeort mit einem schönen Sandstrand und ein paar Hotelkästen, die ansonsten in Costa Rica eher Seltenheitswert haben.
Irgendwann ist man nach dem vielen Bergauf und Bergab, den Palmenwäldern, den Meeresbuchten, den wenigen kleinen Städten und winzigen Dörfern, wo der Fußballplatz nicht fehlen darf, in Quepos, bzw. Manuel Antonio, falls man es geschafft hat bei rechtzeitiger Buchung dort ein nettes Hotelzimmer gefunden zu haben. Wir mussten nach Quepos ausweichen, aber den Ort sollte man tatsächlich nur als Schlafstätte nutzen. Entlang der Bergstraße nach Manuel Antonio mit gleichnamigem Nationalpark gibt es viele kleine und große Hotels und interessant gestaltete Restaurants, deren Preise mit denen hierzulande vergleichbar sind oder auch etwas höher liegen können. Auf einer ins Meer ragenden erhöhten Landzunge befindet sich in fantastischer Lage das Parador Resort, was jedoch nicht zu der gleichnamigen spanischen Kette gehört, aber eine gute Kopie der Pardor Hotels ist, die sich das holländische Besitzerpaar hat einfallen lassen. Dieses Hotel im ländlich eleganten Stil verfügt sogar an Ort und Stelle über einen eigenen kleinen Naturpark.
Der Ort Manuel Antonio liegt an dem langen Sandstrand Playa Espadilla, der im südlichsten Zipfel zugleich einer der Ausgänge aus dem Park ist. Man kann in Strandnähe bewacht und kostenpflichtig parken (hier kommen auch die Busse an) oder man wählt eine andere Zufahrt im Ort selbst, auch dort gibt es kostenpflichtige Parkplätze. Der Weg zum Eingang vom Strand aus ist nicht weit, aber unscheinbar. Von Souvenirläden flattert so einiges Bunte leicht im Wind und spätestens hier muss man aufpassen um nicht an der engen Gasse vorbeizulaufen, die an ein paar weiteren Häusern und Grünflächen vorbei zum Eingang führt. Im Park selber gibt es wunderschöne Badestrände mit warmem Meer und nur sanftem Wellengang, aber man muss schon eine gewisse Strecke dorthin zu Fuß bewältigen. Etwas abseits gibt es bei den WCs auch Umkleidemöglichkeiten und eine Wasserstelle um die Füße vom Sand zu befreien, wenn man die Wanderschuhe wieder anziehen möchte. Statt Luxus muss man jedoch einfachste Örtlichkeiten hinnehmen. Belohnt wird man ja mit der wunderbaren Natur. Niedliche, durchaus manchmal auch lästige Nasenbären huschen über die Wege, Äffchen hangeln sich von den Bäumen –gefüttert werden dürfen beide nicht.
Im Wald selber, für dessen Durchwanderung man mindestens ½ Tag einkalkulieren muss, sieht man leider meistens viel weniger Tiere als erhofft. Diese ziehen sich vermutlich von den täglichen Touristenscharen genervt fernab der Wege zurück. Führer, die man gegen eine Gebühr ordern kann, haben spezielle Fernrohre dabei und können so einige Urwaldwesen zeigen, was das ungewohnte normale Auge nicht sieht. Aber, wenn man nicht die ganze Zeit über eine Führung buchen möchte, kann man versuchen an einer Demonstration zu schmarotzen und hat zumindest die Chance in der gezeigten Richtung etwas zu entdecken. In der Regel werden das in den Baumwipfeln die scheuen Faultiere sein, sich auf Ästen sonnende Leguane, große Spinnen, Vögel usw. Zwischen dem begehbaren Teil des Parks und dem Meer gibt es ein kleines Mangrovengebiet, durch das man sich mit einem Bötchen hindurchfahren lassen kann, allerdings zeigen sich dabei wohl nur selten Krokodile und Schlangen, wie vorab versprochen, stattdessen große Krebse, hübsche Vögel, Affen, vielleicht mal ein Faultier…trotzdem ist die Tour ein wenig abenteuerlich.
Von Manuel Antonio aus kann man auf gut ausgebauter Küstenstraße, die irgendwann in den vom Landesinnern kommenden Pan American Highway übergeht, weiter in Richtung Panama fahren und Station machen an Surfcamps (z.B. Dominical), interessanten Buchten und weiteren Nationalparks. Aufgrund der Regenzeit auf der karibischen Seite haben wir uns diesen Teil des „Paradieses zwischen den Meeren“, wie eine Zeitung titelt, für einen späteren Besuch aufgehoben und haben unsere Reise stattdessen nach Brasilien fortgesetzt.
Diese Reise kann gebucht werden bei: Joamar Reisen.
www.reisen-joamar.de, Tel. 052516879990
Ein kurzes Video darüber ist verfügbar, siehe Link: http://reisen-joamar.de/reise-videos
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