Bildungsreisen

Die Green School auf Bali/Indonesien

Verfasst von Joamar am 30. April 2013

Joamar

Der Name beinhaltet bereits deren Zielsetzung:

ein globales Engagement geprägt von den speziellen und den allgemeinen Umweltbedingungen sowie von der dort vertretenen Pädagogik hinsichtlich der zu erziehenden zukünftigen verantwortungsbewussten Weltbürger/innen-Generation des 21. Jahrhunderts

Das klingt auf den ersten Blick sehr vielversprechend und doch vielleicht auch hochtrabend und damit unerfüllbar. Die Zukunft wird es zeigen, wie die unterschiedlich begabten Schüler/innen später ihr Leben in die Hand nehmen und sich nicht nur selbst verwirklichen, sondern stets auch den lebenserhaltenden ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeitseffekt zum Schutze der gesamten Menschheit im Auge behalten werden.

Wenn man sich auf den Weg zur „Grünen Schule“ macht, dann wird das Attribut „grün“ immer klarer, denn dieser Weg, eher ein holpriger Pfad, führt durch einen dschungelähnlichen balinesischen riesigen Palmenhain, in dem sich hin und wieder kleinere Ansiedlungen befinden, aber kaum ein Hinweis auf die Existenz dieser Schule, die vor allem im vorletzten Jahr durch ihre Präsenz im Film „Eat - Pray - Love“ mit Julia Roberts einen weltweiten Bekanntheitsgrad erzielen konnte. Fragt man die wenigen Menschen unterwegs, auf die man trifft, so wissen alle Bescheid und zeigen freudestrahlend und über die berühmte Nachbarschaft sogar irgendwie mit Stolz erfüllt, woher es weiter geht. Und auf einmal steht man vor dem Eingangstor und blickt auf ein Areal mit absolut spektakulären Gebäudegebilden aus organischen konkaven und konvexen Elementen den natürlichen Biegungen des Bambus folgend, aus dem sie errichtet wurden und auf ihre geschwungenen Alang-Alang- (Gras-) Dächer. Da kann man natürlich nicht gleich hineinspazieren um den Schulkomplex wie ein touristisches Highlight zu besichtigen und dabei ein Foto nach dem anderen zu schießen, sondern man muss sich erst einmal registrieren und warten, bis man an einer Führung teilnehmen kann, die so gestaltet ist, dass der Schulbetrieb nicht gestört wird. Nach dem Film und dem sich anschließenden Medienspektakel nahm der Besucherandrang über Gebühr zu, Fachleute aller Art gaben sich die Klinke in die Hand und seitdem werden diese Führungen nachmittags angeboten. Die Interessenten, die alle pfadfinderisch dorthin gelangen, kommen mittlerweile aus der ganzen Welt. Während der Wartezeit kann man kostenlos einen Bali-Kaffee genießen und sich gegen ein Entgelt andere Bio-Leckereien schmecken lassen.

Nach der etwas abenteuerlich anmutenden Hinfahrt fragt man sich zwangsläufig, warum gerade hier diese Schule errichtet wurde, doch das wird dann bei der Führung später erklärt:

Ein australisches Ehepaar namens Cynthia und John Hardy war auf Bali, vor mehr als dreißig Jahren eingewandert, in der Edelsteinbranche zu Wohlstand gekommen. Sie haben ihre Kinder im Sinne der Waldorfpädagogik erzogen. Dieser von Rudolf Steiner geprägte und sie Beide inspirierende Ansatz einerseits und die durch die gut betuchte kauffreudige Klientel erworbenen Geldmittel andererseits sowie die Dankbarkeit der einheimischen Bevölkerung gegenüber hinsichtlich der liebevollen Aufnahme der „Expats“,  veranlasste das Ehepaar eine Vision Wirklichkeit werden zu lassen, und zwar außerhalb aller Einschränkungen vieler traditioneller Schulen etwas ganz Neues zu schaffen.

Sie fanden im Jahre 2009 auf der sogenannten Insel der Götter nicht nur einen geeigneten Platz in tropischem, von einem Fluss durchzogenen Gelände, sondern auch 21 Lehrerpersönlichkeiten, die überaus engagiert das Schulkonzept erstellten und verwirklichten -der erste Direktor war Brad Choyd, der Erfahrungen in aller Welt gesammelt hatte-, außerdem einen Architekten, den mittlerweile verstorbenen Aldo Landwehr, der die besonderen von dem Konzept her ergänzend verlangten und landschaftlichen sowie kulturellen Bedingungen erfordernden ästhetischen Bau-Bedürfnisse in absolut kreativster Weise umsetzte und dabei Innovatives erschaffen konnte.

In den ersten Jahren, in denen die Schule entstand, spielte die Umsetzung der ganzheitlich ausgerichteten Steiner-Pädagogik eine große Rolle, später wurden eigene Ideen entwickelt, so dass sich heute der Lehrplan der unteren Klassen und die Erziehung im Kindergarten noch stark an Steiner orientiert, in den höheren Klassen jedoch Varianten zu dieser Methodik und Didaktik Eingang finden. Im Wesentlichen geht es aber um die Integration praktischer und künstlerischer Elemente, um kreatives fantasievolles, dennoch analytisches Lernen, um die allgemeine Entwicklung kognitiver Fähigkeiten und um die Entwicklung von Neugier am und Selbstmotivation zum Lernen, um ein Lernen und späteres Leben in Freiheit, von Liebe und öko-sozialer Verantwortung gegenüber der Menschheit in ihrer speziellen Umwelt und in ihrem jeweiligen Kulturkreis geprägt.

Rein lerntechnisch betrachtet steht selbstverständlich an erster und vorrangigster Stelle der grundlegende Erwerb der Fähig- und Fertigkeiten im Lesen, Schreiben und der Mathematik sowie den Naturwissenschaften. Der Lehrplan betont aber auch, dass es wichtig ist sich einmal richtig schmutzig zu machen, Schlamm zwischen den nackten Zehen zu spüren, also direkten körperlichen Bodenkontakt zu bekommen. Vor Ort werden selbstverständlich die balinesischen Gegebenheiten in das gesamte Schulleben mit einbezogen. Und dieses ist durchdrungen von einem spirituellen Bewusstsein in Bezug auf die Ehrfurcht vor der Schöpfung.

Zu den bedeutendsten pädagogischen Beratern gehören Alan Wagstaff und seine Frau sowie Prof. Jürgen Zimmer von der Freien Universität Berlin, der u.a. mit der Schule zugleich ein „lernendes Dorf“ sowie ein globales Netzwerk von entsprechend ausgerichteten Schulen schaffen möchte. Herr Wagstaff sieht die ideale Schule als einen Gesamtkomplex an mit lebendigen, ästhetisch gestalteten Klassenzimmern, in denen experimentell orientierte Unterrichtskunst walten kann, jedes Kind zum Erfolg geführt wird und alle dort Tätigen emotionale, spirituelle und den Bewegungssinn einbeziehende Intelligenz entwickeln, wobei alle Fächer durchzogen werden vom Sammeln praktischer Erfahrungen in den sie betreffenden Bereichen, wie z.B. im Handwerk, im Geschäftsleben, in landwirtschaftlichen Betrieben, in künstlerischen Berufen usw.

An die Unterrichts- und Erziehungsqualität der Lehrer/innen werden selbstverständlich höchste Ansprüche gestellt und angelblich soll sich in Untersuchungen gezeigt haben, dass die wichtigste Komponente am Schülererfolg insbesondere mit diesen Qualitäten zusammenhing. Übrigens soll die Green School in Kürze bis zur Hochschulreife führen.

Morgens kündigt der Gong den Unterrichtsbeginn an. Kindergarten- und Schulkinder aller Klassen begeben sich vorbei an ihren vor den Räumlichkeiten angelegten kleinen Gärten in ihre Bambus-Pavillons ohne geschlossene Wände, setzen sich auf ihre Bambus-Stühle an ihren Bambustischen. Bambus ist folglich das vorherrschende Material, aus dem die Gebäude errichtet und eingerichtet wurden und mit dem auch gearbeitet und gelernt wird.

Die Räume der jüngeren Schüler/innen sind zusätzlich mit Stoffen als Gardinen oder Trennwände ausgestattet. Wenn Licht benötigt wird, so wird der Strom per Solaranlage erzeugt. Draußen gackert vielleicht noch ein Huhn, die hier von ihrem Aussterben geschützt lebenden Rothschild-Stare zwitschern, das Wasser im nahen Fluss plätschert, vielleicht hört man in der Ferne die Trillerpfeife vom Sportplatz oder das Einüben eines Theaterstückes, aber der Unterricht kann angeblich dennoch ungestört ablaufen, selbst Neulinge  sollen sich rasch an die Umgebungsgeräusche gewöhnt haben. Der Unterricht geht bis zum frühen Nachmittag, d.h. es muss ein Mittagessen serviert werden. Dieses ist ein Vollwertkostmenü, serviert auf  Bananenblatt-Platten, die ökologisch entsorgt werden können. Wer danach das WC aufsuchen muss, der sollte vorab die Anweisungen zu der Komposttoilette studieren, die befolgt werden müssen, denn Wasser zum Abziehen existiert nicht.
Wer nach Schulschluss zur Führung angereist ist, wird staunen über die vielen Kinder, die noch freiwillig dort bleiben um z.B. Sport zu treiben auf dem großen Spielfeld vor dem Verwaltungsgebäude, was als das Herzstück des Komplexes gilt. Dort verbinden drei Wendeltreppen die Stockwerke untereinander, wo sich die Verwaltung befindet, der Computerraum, die Kunsträume, das Lehrerzimmer, die Ruhezonen und die Bibliothek.

Diese Schule ist natürlich keine staatliche und muss vom Schulgeld finanziert werden, denn das Ehepaar Hardy hat zwar den Grundstein gelegt, kann aber die Unterhaltung dieses Großbetriebs nicht tragen. Folglich besteht weit über die Hälfte der Schülerschaft  aus Kindern gut situierter Eltern. Nicht selten zieht die Familie nach Bali um den Lieben diesen Schulbesuch zu ermöglichen, wobei jedoch vielfach der Vater, also in dem Fall der Haupternährer der Familie, unter der Woche sein Geld in den großen Wirtschaftsunternehmen der südostasiatischen Metropolen verdient und am Wochenende -nicht gerade ökologisch vertretbar- nach Bali fliegt. Dennoch werden auch balinesische Kinder aus der Umgebung eingeschult, deren Elternhäuser kein Schulgeld aufbringen können. Das muss auf die finanzkräftigen umgelegt werden; außerdem haben die Hardys seiner Zeit Möglichkeiten geschaffen, dass man ein Stipendium erhalten kann. Die Erträge aus den Führungen stellen ebenfalls eine mittlerweile nicht unbedeutende Einnahmequelle dar.

Nachdem man bei einer Führung so vielerlei über die Schule und das gesamte Projekt erfahren hat, stellt sich zu der spontanen Begeisterung auch Skepsis ein. Zwar lieben die Kinder ihre Schule  -es sind sogar deutsche Kinderstimmen zu hören-, aber in wieweit eine Interaktion zwischen Mensch und dem besonderen Ort stattgefunden hat, sich diese wechselseitige Beziehung auf den Lernprozess ausgewirkt haben wird und wie die künftigen Weltbürger/innen ihre und die Zukunft aller meistern werden, das muss sich noch zeigen.

Jedenfalls begeben sich die Green-School-Touristen nach der Besichtigung einmal ganz gegenwartsbezogen über den Urwaldpfad wieder in Richtung Stranddomizil, in dem sie sich dort in ihre klimatisierten ummauerten Räumlichkeiten zurückziehen können um am bald hereinbrechenden Abend den atemberaubenden Sonnenuntergang erleben zu dürfen und am nächsten Tag möglicherweise zu einer Tour aufbrechen werden um die natürliche Schönheit der Landschaft im Inselinnern, die vielen Tempel und Tempelchen sowie die Opferprozessionen dorthin bewundern zu können, denn Bali gehört zu den ganz wenigen Orten der Erde, wo die Kultur tatsächlich noch tagtäglich gelebt wird.

Weitere Informationen können Interessenten hier bekommen: Joamar Reisen Borchen, Tel. 052516879990, E-Mail: info@reisen-joamar.de

Der Bericht basiert nicht nur auf den zur Green School mittlerweile vielfältig veröffentlichten Texten, sondern in erster Linie auf einer Besichtigung vor Ort verbunden mit einer engagierten Führung.

 

   
Bild 1 zur Urlaubsidee »Die Green School auf Bali/Indonesien«

Interessante Dachkonstrukionen aus Bambus und Alang-Alang-Gras

Bild 2 zur Urlaubsidee »Die Green School auf Bali/Indonesien«

Interessante Dachkonstrukionen aus Bambus und Alang-Alang-Gras

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